Leute, was für ein Stoff! Neun Jahre hatte dieser Rotwein Zeit, dann war es soweit. Als ich Stefans Barbera vor sieben oder acht Jahren kaufte, war er kaum zu bändigen im Glas. Ein grandios rebellisches Zeug, das seinen besten Moment erst noch erleben sollte.
Barbera stammt aus dem norditalienischen Piemont, wird heutzutage rund um den Globus angebaut und galt lange als Rebsorte zweiter Klasse, weil vor allem einfache Weine daraus gemacht wurden. Schenkt man Barbera allerdings Aufmerksamkeit und reduziert durch kontrollierten Rückschnitt den Ertrag, zeigt die Traube, was sie wirklich kann.
Stefans Barbera kommt aus einer kleinen Lage der Region Alba. Pro Jahrgang gibt es etwa 400 Flaschen. Ein echtes Schätzchen also. Dem die Zeit sehr gut tut, wie der 2011er schon kurz nach dem Aufziehen zeigt. Aromatisch ist er sofort da. In der Nase: tiefgründige, fruchtige Noten und eine enorme Frische. Auf der Zunge geht es genauso weiter. Ach was, noch besser: intensive Kirsche, wie von Claudia Bertani (Ihr wisst schon: Mon Cheri. Falls nicht: kuckt mal hier. ) persönlich gepflückt, eingekochte Pflaume, milde mediterrane Kräuter, vor allem Lavendel und etwas Minze, und ein Hauch von Vanille dank 12monatiger Reife im Barrique.
Was flasht: die sensationell harmonische Säure, die dem 2011er trotz strammer 15 % vol. Leichtigkeit und jugendliche Frische schenken. Und der Stoff will einfach nicht enden, bleibt unglaublich lange auf der Zunge. Dazu passen kräftige Speisen, die der Fülle etwas entgegenzusetzen haben: Wildschwein, vom Filet bis zur Wurst, Rind, aus der Pfanne und vom Grill.
In der Schatzkammer liegen noch einige wenige Flaschen. Wie üblich: first come, first serve.